Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Werbemotiv zum Projekt "Residieren, Restaurieren, Recyclen"

Kostbare ZweitverwendungUpcycling mit wertvollem Porzellan

Chinesisches Porzellan war im europäischen Barock beliebt und kostbar. Mit seinem Besitz demonstrierte man Reichtum und gehobene Bildung, so auch in Schloss Favorite Rastatt. Das „weiße Gold“ wurde auch gerne zur Verschönerung anderer Gegenstände verwendet – selbst, wenn es beschädigt war.

Schloss Favorite Rastatt, Chinesische Kumme aus der Ming-Dynastie

„Weißes Gold“: eine chinesische Kumme aus der Ming-Dynastie.

Beliebtes Statussymbol

Chinesisches Porzellan, das dort bereits seit dem 7. Jahrhundert hergestellt wurde, war im barocken Europa sehr begehrt. Das „weiße Gold“, das bevorzugt in Weiß mit blauen Verzierungen gekauft wurde, war exotisch, kunstvoll und teuer – und damit ein perfektes Statussymbol für den Adel und die reiche Oberschicht. Als besonderes Produkt aus Fernost symbolisierte es dabei die eigenen Kenntnisse über die Schätze Ostasiens, eine gewisse Weltgewandtheit und natürlich den eigenen Reichtum.

Schloss Favorite Rastatt, goldene Blaker

Auch Wandhalter für Kerzen – sogenannte Blaker – wurden auf diese Weise verschönert.

Ein neues Leben für schönes Porzellan

Aufgrund ihres hohen Stellenwerts wurden die zerbrechlichen Kunstgüter nicht nur in ihrer ursprünglich gedachten Funktion genutzt. Man gestaltete sie um, wobei sie teilweise sogar eine neue Funktion erhielten. Gerade besonders schönes, aber beschädigtes Porzellan wurde so noch einmal in Szene gesetzt. Der heutige Nachhaltigkeitsgedanke spielte dabei aber wahrscheinlich weniger eine Rolle als der Reiz des Exotischen und das kreative Zusammenspiel verschiedener Materialien.

Schloss Favorite Rastatt, Möbelensemble

Mit solchen Möbeln konnte man auch auf Reisen beeindrucken.

Upcycling des weißen Goldes in Schloss Favorite

Auch in Schloss Favorite Rastatt, das über eine beeindruckende Porzellansammlung verfügt, wurde edles chinesisches Porzellan wiederverwendet, um andere Möbelstücke zu verschönern. Ein Beispiel einer solchen Umgestaltung findet man in der Beletage des Schlosses: Das Ensemble besteht aus einem Tisch, einem Kaminschirm und zwei hohen runden Tischchen, den sogenannten Gueridons. Die leichte Konstruktion sowie ihr Schraubgewinde deuten darauf hin, dass das Ensemble als Reisemöbel gedacht war.

Schloss Favorite Rastatt, Kaminschirm

Neben chinoisen Motiven zieren auch andere „exotische“ Figuren das Porzellan.

Vasen und Teller als Ensembleschmuck

In das hölzerne Gestell des Tisches sind unter anderem Teller und Untertassen mit Motiven wie Blumenranken und chinoisen Szenerien eingelegt. Zwischen den gedrechselten Säulen des Gueridon-Paares sind eiförmige Porzellanvasen eingefügt. Die Porzellanstücke sind mit asiatischen Figuren und Landschaftsmotiven verziert. Ein zum Ensemble gehörender Kaminschirm ist ebenfalls mit Porzellanteilen geschmückt. Sie zeigen chinesische Symbole und Figuren sowie einen osmanischen Soldaten.

Schloss Favorite Rastatt

Für ihre umfangreiche Sammlung an Keramik schuf Sibylla Augusta einen Bau, der ganz auf die Präsentation der zerbrechlichen Stücke ausgerichtet war: ein „Porzellanschloss“.