Favorit Rastatt, Schwarzlackporzellan (um 1710/1713)

Imitation des asiatischen VorbildesSchwarzlackporzellan

Markgräfin Sibylla Augusta sammelte mit großer Leidenschaft Porzellan – aus China und Europa. Besonderen Gefallen fand sie an der asiatischen „Lack und Laßur Kunst“ ‒ am Schwarzlackporzellan. Es stammte allerdings nicht aus Ostasien: Die Objekte wurden im nahegelegenen Meißen gefertigt.

Schloss Favorite Rastatt, Teeservice Rosenborg

Das Schwarzlack-Teeservice stammt aus Schloss Rosenborg in Kopenhagen.

SCHWARZER LACK MIT GOLDENEM DEKOR

Bemalte Teeservices, bauchige Sakeflaschen, fein verzierte Schalen und Büchsen – so zeigt sich das Schwarzlackporzellan im Schloss Favorite Rastatt. Es gehört zu den chinoisen Keramik-Schmuckstücken der Markgräfin Sibylla Augusta von Baden-Baden. Das „Schwartz Porcelain“ ist weder aus Porzellan noch stammt es aus China: Es ist schwarz glasiertes Böttgersteinzeug mit goldenen oder farbigen Dekoren. Es entstand ab 1710 in der Meißner Porzellanmanufaktur – und galt damals als technische Innovation.

Schloss Favorite Rastatt, Sakeflaschen

Sakeflaschen runden das chinoise Gefühl ab.

VORBILD OSTASIEN

Die Inspiration zu den Gefäßen lieferten japanische Lackarbeiten und chinesische, schwarz glasierte Porzellane. Im Laufe des 17. Jahrhunderts führten die Ostindischen Handelskompanien ungeheure Mengen von Lackarbeiten aus China und Japan nach Europa ein: Die Vorliebe für ostasiatisches Kunsthandwerk machte die lackierte Ware zu begehrten Sammlerstücken. Bald gestaltete man ganze Räume in Schwarz-Gold. Der große Bedarf an Lackwaren aus Fernost konnte durch den Import allein nicht gedeckt werden.

Schloss Favorite Rastatt, Set Schwarzlackporzellan

Schwarzglasierte, golddekorierte Trinkgefäße: Böttgersteinzeug aus Meißen.

PRODUKTION IN EUROPA

Um 1700 begannen europäische Werkstätten, die ostasiatische Kunst nachzuahmen. Berlin und Dresden kristallisierten sich als Zentren der Lackkunst des frühen 18. Jahrhunderts heraus. In Dresden war das rote Böttgersteinzeug, der Vorläufer des weißen Porzellans, in die Entwicklung der Lackmalerei eingebunden. Auch Jaspisporzellan genannt, war das „feine rothe Porzellan“ von Johann Friedrich Böttger mit schwarzer Glasur damals eine technische Innovation – und beim Adel ein umso begehrteres Sammelobjekt.

Schloss Favorite Rastatt, Paar Teekännchen

Die beiden Kannen sehen sich auf den ersten Blick sehr ähnlich: links Porzellan aus China, rechts Böttgersteinzeig aus Meißen.

BÖTTGERSTEINZEUG AUS MEISSEN

„Herr von Böttger ... wolle sich fürnehml. bemühen, complete Services zum Thee, Caffé und Chocolat zu verfertigen, deren er 1) einen Theil nach Art der Edelgesteine inn- und auswendig gantz glat und pollirt [= Jaspisporzellan], den andern aber 2) mit schwartzer Glasur darstellen, auch 3) auf die lacciereten oder nach deren Arth gemachter Services und eintzeln Stücke noch mit Gold besondere Zierrathen bingen ... könne.“ (Auszug aus dem Geschäftsbericht zum Gründungsjahr der Meißener Manufaktur, 1710)

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