VOM BALKAN NACH BADEN
Würzig im Geschmack und gesund: Der Naturheilverein Theophrastus hat den Meerrettich zur Heilpflanze des Jahres 2021 gewählt. Schon im 12. Jahrhundert schätzte man den Kreuzblütler für seine heilsame Wirkung. In der Schlossküche der Markgräfin Sibylla Augusta war der Meerrettich gern gesehen: Im Garten ihres Lustschlosses Favorite baute man ihn an. Ihr Mann Markgraf Ludwig Wilhelm soll die Pflanze auf dem Balkan kennengelernt und sie mit nach Baden gebracht haben – so erzählt man es zumindest in der Gegend um Niederbühl. Immerhin war Ochsenfleisch mit Meerrettich das Leibgericht des „Türkenlouis“. Ob der Markgraf ein Exemplar der Pflanze tatsächlich von den Kämpfen gegen die Osmanen mitbrachte, ist leider unbekannt. Fakt ist, dass die ursprüngliche Heimat des Kreuzblütlers in den südlichen und östlichen Regionen Europas liegt. Seit dem Mittelalter ist Meerrettich in Deutschland bekannt und verbreitet.
DER MEERRETTICH ALS HEILPFLANZE
Der Naturheilverein Theophrastus e. V. kürt seit 2003 die Heilpflanze des Jahres. Der Verein wirbt für Naturheilverfahren und gibt Anregungen zum gesunden Leben sowie zur Prävention von Krankheiten. In der Volksmedizin spielte Meerrettich eine wichtige Rolle: Die schleimlösende Pflanze wurde vor allem bei Husten angewendet. Ihre Inhaltsstoffe, besonders die Senföle, helfen auch bei bakteriellen Infektionen wie Erkältungen und Blasenentzündungen. Die seit Langem genutzte antibiotische Wirkung wurde inzwischen auch wissenschaftlich nachgewiesen. In der Naturheilkunde kommt Meerrettich zum Beispiel bei Rheuma und Gicht zum Einsatz.
SCHARFES GEWÜRZ
Armoracia rusticana, wie der botanische Name des Meerrettichs lautet, ist ein ausdauerndes Kraut mit bis zu 60 cm langen Blättern. Von Mai bis Juni bringt der Meerrettich zierliche weiße duftende Blüten hervor. Die frischen, scharf schmeckenden Wurzeln werden vom Herbst bis zum Frühjahr geerntet und im Handel angeboten. Bekanntermaßen regt geriebener Meerrettich die Verdauung an, weshalb man ihn gerne zu gekochtem Fleisch serviert. „Tafelspitz mit Kren“, das heißt bestes Rindfleisch, das langsam geköchelt und dann mit Meerrettich angerichtet wird, gehört zu den bekanntesten Rezepten der Wiener Küche.
SCHLOSS FAVORITE RASTATT UND DER MEERRETTICH
Meerrettich war auch in Schloss Favorite Rastatt beliebt. In der Hofküche von Sibylla Augusta wurde gerne damit gekocht. Allerdings nicht in der sogenannten Schauküche – diese war allein zur Präsentation des prächtigen Geschirrs der Markgräfin bestimmt. Im Garten von Schloss Favorite wurde reichlich Meerrettich angepflanzt. Heute wird die scharfe Wurzel vor allem in der Ortenau angebaut. Meerrettich kann ganz einfach im eigenen Garten kultiviert werden. Als stattliche Staude, die bis über einem Meter hoch werden kann, beansprucht er allerdings genügend Platz und – Achtung: Einmal angepflanzt lässt er sich kaum je wieder entfernen, da selbst kleine Wurzelstückchen austreiben.
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Schloss Favorite Rastatt
Der Schlossgarten ist tagsüber frei zugänglich.
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