WELTTAG DES BACKENS
Der Welttag des Backens ist am 17. Mai. Ein recht junger Welttag, der erst 2012 oder 2013 von britischen Backenthusiasten ins Leben gerufen wurde, um das Backen in den Mittelpunkt zu stellen und mehr Menschen dazu zu animieren. Auch wenn der Welttag eher jüngeren Datums ist, ist das Backen selbst eine sehr alte Handwerkskunst. Bereits vor 6.000 Jahren soll der Zufall dabei geholfen haben, dass das erste Brot hergestellt wurde. Gemahlenes Getreide mit Wasser vermischt lag auf einem heißen Stein und so entstand ein Vorläufer des Fladenbrotes. Rund 5.000 Jahre alte Funde lassen den Schluss zu, dass bereits die Ägypter und Griechen Fladenbrot gebacken haben.
BACKEN – SO AKTUELL WIE NIE
Durch weitere Entdeckungen und Erfindungen hat sich das Brot stets weiterentwickelt: Heute gibt es über 400 verschiedene Sorten. Einige davon ‒ wie etwa das Brot mit Sauerteig ‒ wurden in der Corona-Zeit erneut populär, als viele Menschen das Kochen und Backen für sich wiederentdeckt haben. Dadurch wird der Welttag des Backens so aktuell wie nie zuvor. Rezepte werden getauscht und weitergegeben, einige davon mündlich oder schriftlich in Form von Rezeptsammlungen und -büchern.
EIN BESONDERES REZEPTBUCH
Diese gab es bereits im 17. Jahrhundert – auch die 13-jährige Sibylla Augusta von Sachsen-Lauenburg bekam 1688 ein Rezeptbuch von ihrem Großvater geschenkt. Das Buch trägt den Titel „Vierfacher Handschrein: unterschiedlich angemerckter Kunst- Speiß- Confitur- und Medicinal-Sachen“. Es ist ein Taschenbuch, im handlichen Format von 17 mal 15 cm, stabil gebunden und mit Leder bezogen. Auf den Beschlägen befindet sich die Inschrift „Francisca Sibylla Augusta" und die Jahreszahl „1688“. Heute befindet es sich im Besitz der Markgrafen von Baden.
REZEPTE IN VIERFACHER FORM
173 der insgesamt 373 Seiten sind von Markgräfin Sibylla Augusta im Laufe ihres Lebens zusätzlich beschrieben worden: Sie ergänzte die bereits vorhandenen Rezepte durch eigene Anmerkungen und neue Ideen. Im ersten Teil der vier Abschnitte des Büchleins finden sich Arbeitsanleitungen für Kunsthandwerk, unter anderem Rezepte zur Herstellung von Farben und Glas oder auch zur Lasurkunst. Der zweite Teil ‒ das Kochbuch ‒ verrät, dass Augusta Sibylla eine gewisse Vorliebe für Süßes hatte, was sich auch im umfangreichen „Confitur-buch“, dem dritten Teil, zeigt.
DIE KUNST DER LACKARBEITEN
In der heutigen Zeit wohl eher ungewöhnlich, vermerkt das Buch nicht nur Kochrezepte. Neben Schönheitstipps und Rezepturen gegen verschiedene Krankheiten enthält es detaillierte Beschreibungen zu ostasiatischen Lackarbeiten und zur Herstellung von Wachsgegenständen. Als Bauherrin des Residenzschlosses und von Schloss Favorite ließ Sibylla Augusta später viele Lackarbeiten dieser Art herstellen.
EIN MEDIZINISCHER RATGEBER
Der vierte und letzte Teil des Buches beinhaltet Rezepte für Schönheitsmittel, Zahnwasser und Pomaden. Außerdem sind Zubereitungsmöglichkeiten für Salben und Elixiere aufgeführt, die gegen Brustkrankheiten helfen sollten – vielleicht ein Hinweis auf die persönliche Situation der Markgräfin, denn nach heutigem Wissen waren ihre letzten Jahre von einer Krebserkrankung geprägt.
DIESE KÜCHE IST NICHT ZUM KOCHEN DA
Sibylla Augusta besaß nicht nur ein Rezeptbuch, sondern auch eine sogenannte „Schauküche“ mit kostbarem Fayence-Geschirr in ihrem Lustschloss Favorite ‒ das Thema Haushalt und Küche war ein Teil ihrer fürstlichen Repräsentation. Doch dampfende Töpfe, Feuer und Ruß gab es dort nicht. Denn in der Schauküche wurde nicht gekocht, sondern gezeigt, was die stolze Hausherrin besaß: Fayencen von bedeutenden Manufakturen. Die umfangreichen Serien geben einen guten Eindruck der Vielfalt unterschiedlicher Geschirrformen. Wenn das „Porzellanschloss“ der Markgräfin wieder geöffnet ist, können die Küchen mit ihrem kostbaren Porzellan bei einer Sonderführung für Kinder und Familien besichtigt werden. Das Kuchelweib erzählt dann von verschiedenen Speisen und verrät ein paar ihrer Rezepte.
INFORMATION
Aktuell ist das Schloss Favorite Rastatt wie die meisten Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen des Landes aufgrund der aktuellen Corona-Verordnung geschlossen.