ANSCHLUSS ANS SCHIENENNETZ
Der 1. Mai 1844 war ein bedeutender Tag für das Großherzogtum Baden: Vor genau 177 Jahren wurde die Bahnstrecke von Karlsruhe nach Rastatt feierlich eröffnet. Das Netz der „Großherzoglich Badischen Staatseisenbahn“ wuchs dadurch weiter. Es erstreckte sich nun von Mannheim und Heidelberg über Karlsruhe bis nach Rastatt. Damit, so schrieb der Karlsruher Beobachter, bestehe nun eine zügige „Verbindung mit unserm schönen, gesegneten Oberlande“. Die Anbindung an die Verkehrsschlagader verband Rastatt mit dem übrigen Baden und beflügelte nachhaltig den Tourismus für die beiden berühmten Schlösser der Stadt, Residenzschloss Rastatt und Schloss Favorite.
DIE LETZTE PROBEFAHRT
Der „Karlsruher Beobachter“, eine Beilage der Karlsruher Tagblatts, schilderte in ihrer Ausgabe vom 2. Mai 1844 ausführlich die Eröffnung der Eisenbahnstrecke: „Karlsruhe 1. Mai. Gestern Vormittag nach 11 Uhr fand die letzte Probefahrt auf der Bahnstrecke zwischen hier und Rastatt statt. Der Zug hielt an allen Stationen und traf kurz nach 12 Uhr unter dem Zurufe der versammelten Menge und dem Abfeuern der Böller in dem festlich geschmückten Bahnhofe zu Rastatt ein, wo die Ankommenden von der städtischen Behörde unter Vortritt des Herrn Bürgermeisters Müller in einer kurzen Anrede bewillkommt wurden. Später wurde das Mittagsmahl in dem Gasthof zum Kreuz eingenommen, und Abends fand die Rückfahrt, mit Anhalten in Muggensturm und Ettlingen, in 38 Minuten statt.“ Zum Vergleich: Dieselbe Strecke wird heute – ohne Zwischenhalte – in nur 11 Minuten bedient; mit Halten in Ettlingen, Muggensturm und an weiteren Haltestellen in 22 Minuten.
FEIERLICHE ERÖFFNUNG AM 1. MAI
Die Feierlichkeiten waren gerechtfertigt: Die Eisenbahn zählt zu den wichtigsten Errungenschaften der industriellen Revolution. „Heute früh sodann wurde die Bahnstrecke für den allgemeinen Verkehr eröffnet und die erste Fahrt um 7 Uhr Morgens in den festlich geschmückten und vergrünten Wagen angetreten. Den abfahrenden Zug salutirten eine Anzahl Kanonenschüsse; im hiesigen Bahnhofe (also in Karlsruhe), sowie auf allen Stationen wehten Hunderte von Fahnen munter in der frischen Morgenluft, den dahinrollenden Zug begrüßend, und die herrlichste Witterung begünstigte die Fahrt, welche den Anfang gemacht hat zu einer raschen Verbindung mit unserm schönen, gesegneten Oberlande. Der erste von Rastatt hier eintreffende Zug wurde in gleicher Weise begrüßt und eilte nach kurzem Aufenthalte seiner weitern Bestimmung, Mannheim, zu.“
DIE EISENBAHN ALS TRANSPORTMITTEL
Durch die Schiene wurden Reisen, die zuvor Tage beziehungsweise Stunden dauerten, auf Stunden oder Minuten verkürzt. Sonntagsausflüge in die nächste Stadt wurden so für weite Teile der Bevölkerung erst möglich. Der Zug brachte die Reisenden nun mehrmals täglich in wenigen Minuten von Rastatt nach Karlsruhe. Zum Vergleich: Dieselbe Strecke dauerte zu Fuß zwischen 4 und 5 Stunden, mit der Postkutsche um die 2. Zudem war die Reise mit der Bahn bequemer und in vielen Fällen auch günstiger. So beflügelte die Anbindung an das Schienennetz auch den Tourismus im Großherzogtum Baden.
INFORMATION
Aktuell sind das Residenzschloss und Schloss Favorite Rastatt wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg und Kultur- und Freizeiteinrichtungen des Landes geschlossen.
KONTAKT
Schloss Favorite Rastatt
Am Schloss Favorite 1
76437 Rastatt-Förch
Telefon +49 (0) 72 22 . 4 12 07
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