Höroldtservice in Schloss Favorite Rastatt

Aussergewöhnliche SammlungFrühe Meissner Porzellane

Fast 160 Meißner Porzellane haben sich in Schloss Favorite erhalten, darunter sehr frühe und seltene Stücke. Erst 1708 hatte man das europäische Porzellan erfunden und 1710 die Porzellanmanufaktur Meißen gegründet. Sibylla Augusta muss zu ihren ersten Kundinnen gehört haben.

Böttgersteinzeuge aus Meißen, um 1710 bis 1715

Böttgersteinzeuge aus Meißen, zwischen 1710 und 1715 entstanden.

Böttgersteinzeug

Zahlreiche Böttgersteinzeuge – die Vorläufer des weißen Porzellans – befinden sich in der Sammlung. Sie besitzen einen rotbraunen, aber sehr feinen Scherben. Als Kurfürst August der Starke von Sachsen 1710 die Manufaktur Meißen gründete, waren die weißen Porzellane noch nicht produktionsreif. Bis 1713 blieben die nach ihrem Erfinder Johann Friedrich Böttger benannten Steinzeuge daher die edelste Keramik. August der Starke verschenkte sie gerne an hochrangige Freunde – vielleicht auch an Sibylla Augusta, denn die beiden kannten sich.

Böttgersteinzeuge aus Meißen, um 1710 bis 1715, in Schloss Favorite Rastatt

Böttgersteinzeuge auf einer Lackkommode.

„Jaspisporzellan“ und „Schwartz Porcelain“

Böttgersteinzeuge versah man mit Glasuren und Dekoren. Von ihnen sind in Schloss Favorite sehr seltene Stücke erhalten, die man damals „Jaspisporzellane“ nannte. Mit Facettschliff und marmoriertem Dekor imitieren sie Stein. Das reizvolle „Schwartz Porcelain“ – Steinzeug mit schwarz-goldener Lackmalerei – ist dagegen Ausdruck der damaligen Liebe zum Asiatischen. Neben Kaffee- und Teegeschirr und Flakons haben sich auch schwarze Sakeflaschen erhalten, ihre farbige Lackmalerei ist von herausragender Qualität.

Vase aus Jaspisporzellan in Schloss Favorite Rastatt
Sakeflaschen aus „Schwartz Porcelain“ in Schloss Favorite Rastatt
Kaffekanne aus „Schwartz Porcelain“ in Schloss Favorite Rastatt

In Meißen gekauft: Jaspisporzellan und reizvolles „Schwartz Porcelain“.

Höroldtservice in Schloss Favorite Rastatt

Prunkservice, Meißen um 1721 bis 1723.

Frühe Farbdekore

Die ersten weißen Porzellane waren erfunden, nun experimentierte man mit geeigneten Farben für die Bemalung. Ein sehr frühes Beispiel: der Becher mit dem Allianzwappen von Baden und Sachsen-Lauenburg, entstanden um 1713. Eindrucksvoll sind die Dekore von Johann Gregorius Höroldt aus den 1720er-Jahren. Sibylla Augusta muss sie besonders geliebt haben – sie bestellte mehrere Service davon, auch als Geschenk für ihren Sohn. Die reizvollen Motive mit Chinesenfiguren passten bestens ins Schloss, wo es zahlreiche Chinoiserien gibt.

Asiatische Porzellane im Grünen Schlafzimmer von Schloss Favorite Rastatt

Asiatische Porzellanfiguren.

Figuren im Programm

Porzellanfiguren gehörten schon früh zum Programm der Meißner Manufaktur und damit auch zur Sammlung Sibylla Augustas. Als direkte Vorbilder dafür dienten original chinesische Figuren – zum Beispiel die Guan Yin, eine Göttin der Barmherzigkeit, oder der Philosoph Laotse, der manchmal auf einem Wasserbüffel reitend dargestellt wird.