Fotografie von Mark Twain

Bummel durch EuropaMark Twain in Schloss Favorite

Im 19. Jahrhundert hatte man für die Frömmigkeit des Barock kein Verständnis. Sibylla Augustas Aufenthalte in der Eremitage von Schloss Favorite Rastatt gaben Anlass für wilde Spekulationen. Auch Mark Twain griff sie in seinem Buch „Bummel durch Europa“ auf.

Ansicht der Eremitage im Schlossgarten von Schloss Favorite Rastatt

Die Eremitage im Schlossgarten.

„Sündige“ Markgräfin?

Der Schriftsteller Mark Twain (1835–1910) hörte von den Gerüchten, als er Schloss Favorite besuchte. 1880 schrieb er in seinem Buch „Bummel durch Europa“, die Markgräfin habe „die letzten zwei Jahre ihres Lebens in der seltsamen Höhle (der Eremitage) verbracht, … nachdem sie sich eine abschließende, triumphale und gründliche Orgie gegönnt hatte“.

Warum so absurde Gerüchte?

„Bettet für die grose Sünderin Augusta“ hatte man auf Sibylla Augustas Wunsch hin auf ihre Grabplatte in der Schlosskirche Rastatt geschrieben. Das hat wohl manche Fantasie beflügelt und das völlig unbegründet. Die Inschrift ist typischer Ausdruck des religiösen Verständnisses zur Zeit des Barock – mehr als 100 Jahre später quittierte man sie nur mit Verwunderung.

Die Wachsfiguren der Heiligen Familie in der Eremitage von Schloss Favorit Rastatt

Die Wachsfiguren der Heiligen Familie.

Schauerliche Wachsfiguren

Auch die Wachsfiguren der Maria Magdalena und der Heiligen Familie fanden nicht Mark Twains Gefallen. Er nannte sie „tote Gestalten mit Haarschöpfen, mit leichenhafter Gesichtsfarbe und an Fische erinnernden Glasaugen“. Dass Sibylla Augusta im Kreis der Heiligen Familie gespeist haben soll, empfand er als schauerlich. Im Schloss schließlich, so Twain, befinde sich „so viel verrückter und verrotteter Schund, dass ein echter Nippesist vor Neid hätte grün werden können“.

Die Unterschrift von Mark Twain

Die Unterschrift von Mark Twain.

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