Schloss Favorite Rastatt, Gläser auf dem Kaminsims des kleinen Speisezimmers im Appartement der Markgräfin, Böhmen 1. Drittel des 18. Jahrhunderts

Fragil, prunkvoll und kostspieligGläser für die Fürstin

Ob als Gläser auf der Tafel, als Fensterglas oder als Spiegel – das Material war in der Barockzeit für die Ausstattung der fürstlichen Schlösser sehr begehrt und sehr teuer! Die Sammlung von Glasobjekten aus dem Besitz der Markgräfin zählt zu den herausragenden Schätzen von Schloss Favorite.

Die Markgräfin Sibylla Augusta war eine leidenschaftliche Sammlerin.

Heimat in Glas

Ihre Kindheit und Jugend verbrachte Sibylla Augusta in Böhmen. Durch die Heirat mit Markgraf Ludwig Wilhelm wurde Baden ihre Heimat. Als Teil ihres Erbes besaß Sibylla Augusta eine Glassammlung aus Böhmen. Diese zerbrechlichen Kostbarkeiten bildeten den Grundstock für die Einrichtung der Favorite. Sibylla Augusta führte sie als Zeugnisse der böhmischen Glaskunst den Gästen vor. Denn böhmische Glasschleifer hatten zu dieser Zeit ihre höchste Kunstfertigkeit erreicht. Entsprechend ihrer Leidenschaft für kostbare Dinge kaufte Sibylla Augusta weitere Stücke hinzu. 

Detail im Spiegelkabinett von Schloss Favorite Rastatt

Gläser, Fenster, Spiegel und Lüster aus Glas: So entsteht ein kostbarer Eindruck.

herausragende Schätze

Die Sammlung von Glasobjekten zählt zu den herausragenden Schätzen von Schloss Favorite. Dazu gehören Rubingläser, drei Kisten voller Karaffen, Deckelgläser und Kristallpokale. Ergänzend kommen filigrane Kelchgläser und Konfektschalen, elegante Anbietplatten und aufwendig verzierte Flaschen- und Gläserkühler ebenso wie eindrucksvolle Prunkgläser hinzu. Die Gläser zeichnen sich durch erlesene Dekore und außergewöhnliche Bearbeitungstechniken aus. Zusammen mit den Pozellanen und den Fayencen machen sie Schloss Favorit zum herausragenden Denkmal fürstlicher Sammelleidenschaft der Barockzeit.

Prunkgläser auf dem Pietra-Dura-Tisch im Florentiner Kabinett, Böhmen 1. Drittel des 18. Jahrhunderts

Prunkgläser dienten dekorativen Zwecken.

Meisterhafte Produktion in Böhmen

Mitte des 15. Jahrhunderts gelang es Glasmachern in Venedig, erstmals ungetrübtes, klar durchsichtiges Glas herzustellen. In der Barockzeit kamen Gläser vor allem aus Böhmen und Schlesien. Hier experimentierte man mit den Rezepten, um dickwandiges Glas zu erhalten, das Schliff und Schnitt im Glas erlaubte – solcherart verzierte Gläser waren im Barock begehrt. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in der die meisten Gläser der Markgräfin hergestellt wurden, erreichte das böhmische Glaskunsthandwerk seine höchste Qualität. 

Kelchglas mit Goldbemalung vom Anfang des 18. Jahrhunderts

Repräsentatives Kelchglas mit Goldbemalung.

Gläser auf der fürstlichen Tafel

Bis in die späte Barockzeit waren kunstvolle Glasobjekte ein Statussymbol – nur der Adel konnte sich die fragilen Stücke leisten. Bei höfischen Festen spielte gläsernes Geschirr als Tafeldekor eine große Rolle. Vor 1800 war es unüblich, Flaschen und Gläser auf den Tisch zu stellen. Sie wurden auf dem Buffet in mit Eiswasser gefüllten Kühlern bereitgehalten. Lakaien füllten die Gläser und reichten sie den Gästen. Während des Desserts zierten Glasschalen die Tischmitte, reich bestückt mit Obst, Konfekt oder Backwaren. 

Sektglas aus Schloss Favorite Rastatt

Ein Sektglas aus der Sammlung, das Krakelee und Schollenbildung aufweist.

Herausforderung für Restauratoren

Einige Gläser in Schloss Favorite gingen im Laufe der Jahrhunderte zu Bruch und mussten lange auf eine Restaurierung warten: 2015 wurden 21 historische Glasobjekte dank einer Spende der Wüstenrot-Stiftung restauriert. In einem Forschungsprojekt zusammen mit dem Fraunhofer-Institut ergründen die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg zudem Ursachen der Glaskorrosion und suchen nach Optimierungsmöglichkeiten für eine langfristig sichere Präsentation und Erhaltung der wertvollen Kunstobjekte. 

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